Geschrieben von Anne Dittrich Wohnt seit 2019 mit ihrer Familie in Heuweiler. Seit 2020 im Vorstand der Bürgerrunde. Soziologin, erfahren in erneuerbaren Energien und Klimaschützerin im Kleinen. Mitglied im Vorstand.

Carsharing/Carpooling in Heuweiler: Wer macht mit?

Carsharing/Carpooling in Heuweiler: Wer macht mit?

Am 13.07. hatte die AG Klima und Mobilität der Bürgerrunde zu einem Informationsabend rund um das Thema Carsharing ins Rathaus eingeladen. Den hochsommerlichen Temperaturen zum Trotz fanden sich einige Interessierte zu einem informativen Abend ein.

Zum Auftakt stellte Christian Ott, Vorsitzender der Bürgerrunde, die Ergebnisse der vorab gelaufenen Befragung zu den Bedarfen der Bürger:innen vor. In nur einer Woche gab es erfreulicher Weise über 50 Rückmeldungen, von denen über 80 Prozent angaben, sich vorstellen zu können, Carsharing in Heuweiler zu nutzen. Sogar über 40 Prozent der Befragten können sich vorstellen, einen im Haushalt vorhandenen Zweitwagen abzuschaffen, sofern es ein Carsharing-Angebot in Heuweiler gäbe. Ein beachtliches Ergebnis: Das wären immerhin auf einen Schlag 21 Autos weniger auf Heuweilemer Straßen.

Insgesamt lassen sich diese Ergebnisse mit denen der Haushaltsbefragung, die vor zwei Jahren von Prof. Werner mit Studierenden der Katholischen Hochschule durchgeführt wurde, in Deckung bringen: Durch das derzeitige mangelhafte ÖPNV-Angebot in Heuweiler (Stichworte: Bustaktung, Umweg über Denzlingen) ist man in unserer Gemeinde notgedrungen auf ein eigenes Auto angewiesen - was angesichts der Kurzstrecken (nach Gundelfingen), für die der eigene PKW in erster Linie genutzt wird, sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch wenig sinnvoll ist. Gleichzeitig haben sich die Mobilitätsbedürfnisse durch den gegenwärtigen Wandel der Arbeitswelt hin zum Homeoffice verändert, wodurch Carsharing-Konzepte für viele Bürger attraktiver werden.

Wie kann ein attraktives Carsharing-Angebot für Heuweiler aussehen?

Damit stellt sich die Frage: Wie kann ein attraktives Carsharing-Angebot für Heuweiler aussehen? Dazu gab es interessante Impulsvorträge von Patrick Spies (Energieagentur Freiburg) sowie Thomas Lamarque und Fabian Kern (Stadtmobil Südbaden).
Für einen kommerziellen Carsharing-Anbieter wie Stadtmobil lohnt es sich (noch) nicht, mehrere Fahrzeuge in einer kleinen Gemeinde wie Heuweiler anzubieten. Dafür ist die Nachfrage schlicht noch zu gering Aber auch die naheliegende Alternative, anstatt mehrerer nur ein Leihauto in Heuweiler zu betreiben, ist laut Spies und Lamarque wenig zielführend: Ein einzelnes Carsharing-Auto wäre zwar oft in Nutzung, damit aber letztlich weniger gut verfügbar. Der Anreiz, das eigene Auto abzuschaffen, wäre damit verpufft. Denn die Reduktion des PKW-Bestands gelinge nur dann, so die Vortragenden weiter, wenn die Menschen jederzeit das Gefühl und die Möglichkeit hätten, mobil sein zu können. Ein einzelnes Carsharing-Auto könne dies nicht leisten.

Privates Carsharing = Carpooling

Eine Alternative stellt das sogenannte Carpooling dar: Dabei stellen Bürger:innen ihr eigenes Fahrzeug als Leihfahrzeug für andere zur Verfügung, solange sie es gerade selbst nicht nutzen. Die Autos werden dafür entsprechend zu einem “echten” Carsharing-Fahrzeug umgerüstet. Die Vorteile liegen auf der Hand:

  • Je mehr Bürger:innen mitmachen, desto mehr Leihautos stünden allen zur Verfügung.
  • Außerdem müssten keine neuen Stellplätze für zusätzliche Carsharing-Autos geschaffen werden, und die privaten Leihautos stünden überall im Dorf und wären somit für alle gut erreichbar.
  • Die Organisation (Buchung, Versicherung, Wartung, Abrechnung etc.) würde vollständig über einen kommerziellen Anbieter wie Stadtmobil laufen.
  • Und als letztes Argument: Durch privates Carsharing teilen sich die Autobesitzer:innen die Haltungskosten mit den anderen Nutzer:innen.

Sobald sich durch das sog. Carpooling Carsharing etabliert habe, so das Fazit der Vortragenden, wäre es wiederum für Stadtmobil und andere kommerzielle Anbieter attraktiv, “echte” Carsharing-Fahrzeuge anzubieten, womit sich dann die Anzahl der privat betriebenen Autos reduzieren ließe.

Heuweiler könnte mit einem Carpooling-Projekt Vorreiter für geteilte Mobilität im ländlichen Raum werden. Stadtmobil Südbaden würde als kommerzieller Anbieter die komplette Infrastruktur bereit stellen und hätte großes Interesse, das Projekt gemeinsam mit uns Bürger:innen umzusetzen.

Wie geht es nun weiter?

Wir suchen Menschen, die sich vorstellen können, ihr Auto für das Carpooling bereit zu stellen, um es mit einem ausgewählten Nutzerkreis zu teilen.

Wir sammeln die Rückmeldungen bis Ende September und setzen uns dann mit allen Interessierten in Verbindung. Das Ziel ist es, zu ermitteln, ob es genügend Interessierte sowie geeignete Fahrzeuge in ganz Heuweiler gibt, um mit einem Carpooling-Projekt ein neues Mobilitätsangebot in Heuweiler zu schaffen.