Geschrieben von Anne Dittrich Wohnt seit 2019 mit ihrer Familie in Heuweiler. Seit 2020 im Vorstand der Bürgerrunde. Soziologin, erfahren in erneuerbaren Energien und Klimaschützerin im Kleinen. Mitglied im Vorstand.

Familienmobilität im ländlichen Raum mit dem Fahrrad geht nicht? Doch!

Familienmobilität im ländlichen Raum mit dem Fahrrad geht nicht? Doch!

Ein Kommentar und Aufruf von Anne Dittrich.

Mit unserer „Kiste“ - wie wir unser Lastenrad nennen - haben wir am 24.04. die 25.000 Kilometer geknackt. 🥳 💪🏾
Das Rad ist seit 08/2017 im ständigen Einsatz. Wir haben drei Kinder und leben in Heuweiler - rund 10 Kilometer außerhalb von Freiburg. Ja, das ist genau genommen noch „Speckgürtel“, aber das Dorf hat quasi keine Infrastruktur und eine ÖPNV-Verbindung in den nächsten Ort (Entfernung 3-4 km mit Schule, Kita, Nahversorgung) gibt es nicht! Fühlt sich für mich zumindest ganz schön nach ländlichem Raum an! Was bleibt? Auto oder Fahrrad (zu Fuß kommt irgendwie nicht in Frage 😉).

Wir haben auch vor der Zeit mit Lastenrad schon immer für uns als default Modus das Fahrrad definiert. So heißt es in meinem Kopf nicht „Ui, heute habe ich mal das Fahrrad genommen, das Wetter war auch wirklich gut.“ ☀️, sondern: „Sch***e, heute muss ich das Auto nehmen, weil es logistisch einfach nicht anders klappt oder ich mich zu krank zum Radfahren fühle, die Kinder aber trotzdem von A nach B müssen.“ 😏

Es ist also - wie so Vieles - eine Frage der Gewohnheit!

Und ja, ein Auto haben wir auch noch. Das teilen wir aber seit Längerem mit einer befreundeten Familie, die ihr Auto abgeschafft hat. Und wie oft bin ich schon überrascht gefragt worden: „Ach, ich dachte, ihr habt gar kein Auto?“, weil man uns so selten damit sieht.

Klar, manchmal ist es ekelig nass und kalt oder die Schuhe mal wieder voller Schlamm vom Feldweg.🌧️💨 ☹️
ABER erstens gibt es Wärmflaschen und zweitens ist es wunderbar, dass

  • die Kinder alle Vogelarten kennen, die wir täglich vom Fahrrad aus beobachten 🦆🐦‍🦅🦉
  • sie singend (und leider auch mal streitend) vor mir in der Kiste sitzen 🎶
  • unsere Tetrisfähigkeiten echt advanced sind, weil wir mal wieder Menschen, Schulranzen, Sportbeutel, Jacken, Einkäufe … irgendwie ins Fahrrad stapeln 💥
  • wir unseren kompletten Haushalt mit dem Rad umgezogen haben🪑
  • ich eine Woche nach der Geburt der Jüngsten wieder fossil-frei mobil sein konnte, weil ich sie im Adapter einfach in die „Kiste“ stellen konnte 👶🏼
  • ich freitags auf dem Markt keinen Familienwocheneinkauf schleppen muss, weil ich von Stand zu Stand rollen kann 🥖 🍎🍫
  • das tägliche Sportprogramm durch Mobilität, die ja eh sein muss, schon absolviert ist

Ihr könnt das auch! 💪🏾 Der Schalter sitzt im Kopf. Los geht‘s!

Was ich mir für die nächsten 25.000 Kilometer wünsche?

Radinfrastruktur, die überhaupt erstmal da ist und dann Lastenräder mitdenkt (breite und möglichst ebene Wege)! Und mehr Werkstätten, die nicht völlig entnervt sind, wenn man mit einem Lastenrad vorfährt (sehr rühmliche Ausnahme ist hier das sehr nette und engagierte Team von Fahrradspezialitäten in Freiburg 🙂). Es braucht aber auch lokal mehr Reparaturmöglichkeiten, denn ein fahruntüchtiges Lastenrad ist nicht ohne Weiteres zur nächsten Werkstatt transportiert.

Wollt ihr selbst mal ein Lastenrad ausprobieren? Dann meldet euch doch bei Lastenvelo Freiburg an. In Heuweiler stehen Carlos (und demnächst auch Holly) für euch bereit.